Einheit 6 - Apostelgechichte und Briefe

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APOSTELGESCHICHTE

Lukas

Lukas, der Chronist

In seiner Einleitung zum Evangelium hat Lukas die Qualität seiner Recherche beschrieben (s. Lk 1,1-4), das gilt auch sicher für die Apg, dem 2. Band seines Geschichtswerkes. Als Arzt (s. Kol 4,14) war ihm sicher ein analytisches, geordnetes Denken und ein präzises Wahrnehmungsvermögen eigen; sein stilvolles Griechisch lässt auf eine gute Bildung schließen.
   Bei einigen Passagen war Lukas als Reisebegleiter von Paulus selbst dabei. Fast unauffällig wechselt er manchmal von der dritten Person Plural (sie) zur zweiten Person (wir): 16,10-17; 20,5-15; 21,1-8; 27,1-28,16. In diesen Wochen hat er ausreichend Zeit gehabt, viele ihm relevante Details von Paulus zu erfahren.
    Lukas war wohl mindestens 2 Jahre in Palästina und sammelte Informationen. Er traf mit Paulus in Jerusalem ein (21,17) und reiste auch wieder mit Paulus ab (27,1). Dazwischen lagen 2 Jahre, die Paulus im Gefängnis verbrachte. Lukas war ein freier Mann. Er hat sich wahrscheinlich in dieser Zeit mit seinem Umfeld gründlich vertraut gemacht (A. Harnack schreibt, „Die geographischen und ethnographischen Mitteilungen und Notizen in dem Buch beweisen die Umsicht, Sorgfalt, Konstanz und Zuverlässigkeit des Schriftstellers.“) und viele Gespräche mit Zeitzeugen geführt (Johannes Markus, Maria, die Jünger).

Lukas, der Diplomat

2.1. Im politischen Kontext
Zwischen den Zeilen erkennen wir Lukas als einen Diplomaten, der mit Geschick und Feingefühl darlegt, dass die Christen keine Feinde des römischen Staates sind. Entgegen aller Behauptungen geht von ihnen nichts aufrührerisches oder staatsgefährdendes aus. Im Gegenteil: durch ihre moralische Qualität üben sie einen guten Einfluss auf die Gesellschaft aus.
War der Empfänger des Buches, Theophilus, nicht auch ein hochdotierter Bürger?!
(kratistoV = „hochgeehrt“  in Lk 1,3, so wird auch der Prokurator Felix in Apg 23,26; 24,3 und Festus in 26,25 angeredet)
   Lukas führt aus, dass sich römische Beamte durchgehend freundlich gegenüber den Christen verhalten haben (die Stadtrichter in Philippi, Apg 16,38f; der Prokonsul Gallio in Korinth, Apg 18,14-16, der Kanzler in Ephesus,  Apg 19,35-40), manche sind sogar Christen geworden (so der Hauptmann Kornelius, Apg 10, und der Prokonsul von Zypern: Sergius Paulus, 13,12). Auch Felix, Festus und Agrippa konnten nichts verurteilungswürdiges an Paulus finden (Apg 24-25) und verzichteten so auf jegliche strafrechtliche Verfolgung. Kapitel 28,30f  zeigt, dass Paulus auch von höchster Stelle in seiner Arbeit nicht eingeschränkt wurde.
   Es wird deutlich, dass Lukas mit seinem Geschichtswerk dazu beitragen will, dass die Christen weiterhin unter staatlichem Schutz Zuflucht finden können.

Allgemeines

Die Apostelgeschichte beschreibt die stufenweise Ausbreitung des Evangeliums, die sich an Jesu Auftrag in Apg 1,8orientiert:
„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“
Auf dieser Grundlage kann man die Apostelgeschichte in drei Hauptabschnitte gliedern:

1. Das Evangelium in Jerusalem (Apg 1–7)

Himmelfahrt Jesu & Pfingsten: Der Heilige Geist kommt über die Jünger (Apg 2).
Petrus’ Predigt & erste Gemeinde: Tausende kommen zum Glauben (Apg 2–4).
Wunder & Verfolgung: Stephanus wird gesteinigt – erste Christen fliehen (Apg 6–7).

2. Das Evangelium in Judäa und Samarien (Apg 8–12)

Mission in Samarien: Philippus verkündet das Evangelium (Apg 8).
Bekehrung des äthiopischen Kämmerers: Das Evangelium erreicht Nichtjuden (Apg 8).
Bekehrung des Saulus (Paulus): Der frühere Christenverfolger wird Apostel (Apg 9).
Petrus und Kornelius: Heiden erhalten den Heiligen Geist (Apg 10).
Gemeinde in Antiochia: Erstes Zentrum für die Heidenmission (Apg 11).

3. Das Evangelium bis an das Ende der Erde (Apg 13–28)

Paulus’ Missionsreisen (Apg 13–21)
1. Reise: Kleinasien (Apg 13–14).
2. Reise: Griechenland – Philippi, Thessalonich, Athen, Korinth (Apg 15–18).
3. Reise: Ephesus und Kleinasien (Apg 18–21).
Paulus’ Gefangenschaft und Reise nach Rom (Apg 22–28)
Gefangennahme in Jerusalem.
Prozess vor Festus und Agrippa.
Schiffsreise und Schiffbruch.
Ankunft in Rom – Paulus predigt dort weiter.

Zusammenfassung der geografischen Ausbreitung

Jerusalem Apg 1–7 Pfingsten, erste Gemeinde
Judäa & Samarien Apg 8–12 Verfolgung, Heidenmission beginnt
Heidenwelt (bis nach Rom) Apg 13–28 Paulus’ Missionsreisen, Evangelium in Rom
Diese Struktur zeigt, wie das Evangelium von einer kleinen Bewegung in Jerusalem zu einer weltweiten Botschaft wurde.

Im innergemeindlichen Kontext

Lukas legt dar, dass die
Spannungen zwischen jüdischen und samaritischen Christen überwunden wurden (8,14.25),
ebenso zwischen jüdischen und griechisch/heidnischen (6,1ff und Kapitel 15).
Er zeigt, dass sich die Apostel Petrus und Jakobus auf der einen und der Apostel Paulus auf der anderen Seite im Grundsatz einig waren. (vergl. 1. Kor 1,12)

Petrus vs Paulus

Es ist aufschlussreich, festzustellen, wie Lukas das Wirken von Petrus (K. 1-12) und Paulus (K 13-28) gleichwertig nebeneinander stellt:
beide werden mit Heiligem Geist erfüllt…
beide heilten einen von Geburt an Lahmen (3,2ff und 14,8ff)
beide trieben böse Geister aus (5,16 und 16,18)
beide besaßen heilende Ausstrahlung (5,15 und 19,12)
beide erweckten Tote zum Leben (9,36ff und 20,7ff)
beide hatten Visionen, die wichtige Anweisungen enthielten (10 und 16,9)
beide predigen das Wort mit Freimut (4,13.31 und 9,27f)
beide kamen ins Gefängnis und wurden auf übernatürliche Weise befreit
beide predigen vor Juden (2,22ff und 13,16ff)
beide sind Heidenmissionare…
beide erleben vergleichbare Schicksale…
von beiden werden Predigten „zitiert“…
beide sprachen Gottes Gericht über einen Zauberer/Irrlehrer aus (8,20ff u.13,6ff)
beide wehrten sich dagegen, von Menschen angebetet zu werden (10,25f u. 14,11)
Lukas wollte wohl mögliche Spannungen zwischen Juden- und Heidenchristen überwinden helfen.

Exkurs: Saulus oder Paulus

Der Wechsel von Saulus zu Paulus in der Apostelgeschichte wird oft als Namensänderung aufgrund seiner Bekehrung interpretiert, aber die Bibel selbst sagt das nicht ausdrücklich. Hier sind die wichtigsten Punkte dazu:

1. Beide Namen existierten gleichzeitig

"Saulus" war sein hebräischer Name (שָׁאוּל, Scha’ul), was „erbeten“ bedeutet. Er war jüdischer Herkunft und stammte aus dem Stamm Benjamin (Phil 3,5).
"Paulus" war sein römischer Name (Paulus = „der Kleine“). Da er römischer Bürger war (Apg 22,28), hatte er vermutlich von Geburt an beide Namen.

2. Der Wechsel geschieht in Apostelgeschichte 13,9

Bis Apg 13,9 wird er „Saulus“ genannt.
In Apg 13,9 heißt es: „Saulus aber, der auch Paulus heißt...“ – Hier wird er erstmals „Paulus“ genannt.
Danach nennt Lukas ihn nur noch „Paulus“.

3. Warum die Umstellung?

Mission unter Heiden: Paulus begann in Apg 13 seine Missionsarbeit unter den Heiden. Der römische Name passte besser zur griechisch-römischen Welt.
Kulturelle Anpassung: Als Missionar wollte er Menschen in ihrer Kultur erreichen (1Kor 9,19–23).
Römische Identität: Der Name „Paulus“ war geläufig und erleichterte den Kontakt mit Nichtjuden.

4. Keine göttliche Namensänderung

Anders als bei Abraham (Abram → Abraham) oder Jakob (Jakob → Israel) änderte Gott seinen Namen nicht.
Es war eine pragmatische Anpassung für seine Mission.

Fazit

Paulus hat seinen Namen nicht wegen seiner Bekehrung geändert, sondern benutzte seinen römischen Namen bevorzugt, als er seine Missionsarbeit unter den Heiden begann.

Prinzipien zur Interpretation der Apostelgeschichte

Gordon Fee und Douglas Stuart geben in ihrem Buch How to Read the Bible for All Its Worth einige wichtige Prinzipien zur Interpretation der Apostelgeschichte. Hier sind die zentralen Punkte, auf die man achten sollte:

1. Apostelgeschichte als historische Erzählung verstehen

Die Apostelgeschichte ist eine theologisch geprägte Geschichtserzählung, keine direkte theologische Lehre wie die Briefe.
Sie berichtet über Ereignisse, die einzigartig für die frühe Kirche waren.

2. Deskriptiv vs. Präskriptiv unterscheiden

Nicht alles, was in der Apostelgeschichte beschrieben wird, ist eine allgemeingültige Anweisung für Christen heute.
Man muss prüfen, ob ein Text ein einmaliges Ereignis beschreibt oder ein wiederholbares Muster vorgibt.

3. Theologische Hauptthemen erkennen

Schlüsselthemen wie die Ausgießung des Heiligen Geistes, Mission, Gemeindegründung und Gottes Führung stehen im Mittelpunkt.
Die Rolle des Heiligen Geistes als treibende Kraft hinter der Ausbreitung des Evangeliums ist entscheidend.

4. Übergangscharakter der Apostelgeschichte berücksichtigen

Die Apostelgeschichte zeigt die Entwicklung von Judentum zu Christentum, von Jerusalem bis in die heidnische Welt.
Manche Praktiken (z. B. das Warten auf den Heiligen Geist in Apg 2) waren einmalig für diesen Übergang.
Die Erzählungen enthalten viele Symbole, die auf eine Verbindung mit Elementen aus dem Alten Testament hinweisen (z. B. die Feuerflammen an Pfingsten oder die Gütergemeinschaft der ersten Christen).

5. Narrative Einheit statt isolierter Verse betrachten

Die einzelnen Erzählungen der Apostelgeschichte müssen im größeren Kontext gesehen werden.
Ein Beispiel ist das Wirken des Heiligen Geistes: Man sollte nicht nur einzelne Bekehrungen oder Wunder isoliert betrachten, sondern das Muster der gesamten Erzählung analysieren.
TABELE

6. Vergleich mit anderen neutestamentlichen Texten

Aussagen in der Apostelgeschichte sollten mit den Briefen des Neuen Testaments verglichen werden, um eine ausgewogene Theologie zu entwickeln.
Paulus’ Lehre über das Evangelium in seinen Briefen ergänzt und erklärt oft die missionarischen Ereignisse der Apostelgeschichte.
Zusammenfassend: Die Apostelgeschichte muss als theologisch motivierte Erzählung mit historischen, aber nicht immer normativen Ereignissen gelesen werden. Ihr Übergangscharakter, ihr theologischer Schwerpunkt und der Vergleich mit anderen Schriften helfen, sie richtig zu interpretieren.

BRIEFE

Im Neuen Testament gibt es 21 Briefe, geschrieben von frühen christlichen Anführern an Gemeinden von Jesus-Nachfolger in der antiken römischen Welt. Diese Briefe sollen lehrreich sein, aber auch Rat geben dazu, was es bedeutet, eine Gemeinde von Nachfolgern Jesu zu sein.

Paulus war ein Vorreiter seiner Zeit

Paulus war ein Vorreiter seiner Zeit, besonders in der Art und Weise, wie er Briefe als Hauptmedium für Kommunikation und Lehre nutzte. Hier sind einige Gründe, warum seine Briefform einzigartig und innovativ war:

1. Die Häufigkeit und strategische Nutzung von Briefen

Paulus nutzte Briefe bewusst als Hauptmittel, um mit weit entfernten Gemeinden in Kontakt zu bleiben.
Briefe waren damals nicht ungewöhnlich, aber ihre gezielte pastorale, lehrende und seelsorgerliche Funktionwar revolutionär.
Vergleich: Andere Philosophen oder Rabbis hinterließen oft mündliche Lehren – Paulus dokumentierte seine Theologie schriftlich und verbreitete sie.

2. Seine Briefe waren mehr als nur persönliche Nachrichten

Theologische Abhandlungen: Der Römerbrief ist fast eine systematische Darstellung des Evangeliums.
Korrekturen & Ermahnungen: 1. & 2. Korinther behandeln Gemeindeprobleme direkt.
Ermutigung & Trost: Philipper & 1. Thessalonicher zeigen eine tiefe emotionale Verbindung zu den Gläubigen.
Er verband persönliche, theologische und praktische Inhalte auf eine Weise, die es in dieser Form selten gab.

3. Seine Briefe hatten eine „öffentliche“ Funktion

Paulus schrieb nicht nur an einzelne Personen, sondern oft an ganze Gemeinden, die seine Briefe öffentlich vorlesen sollten (Kol 4,16).
Das zeigt, dass er ein frühes Netzwerk von Gemeinden organisierte, die durch seine Lehren verbunden blieben.

4. Sein Briefstil war innovativ für die christliche Mission

Paulus‘ Briefe wurden kopiert und weitergegeben, was seine Theologie verbreitete.
Seine Briefe halfen, die Gemeinden zu vereinen und geistlich zu formen, auch wenn er physisch nicht anwesend war.
Sie dienten als Leitlinien für die ersten Christen, was zur Entstehung einer einheitlichen Lehre beitrug.

Fazit: Paulus war seiner Zeit voraus

📌 Warum? ✅ Er nutzte Briefe strategisch zur Lehre, Ermahnung und Vernetzung. ✅ Seine Briefe waren nicht nur privat, sondern gemeindebildend & theologisch fundiert. ✅ Er schuf eine neue Form der Kommunikation für eine Bewegung, die sich über viele Städte und Kulturen erstreckte.
Kurz gesagt: Paulus war ein „digitaler Denker“ in einer analogen Welt! 😊
Die Metapher „Paulus war ein „digitaler Denker“ in einer analogen Welt“ bezieht sich auf die Weise, wie er die Briefform strategisch und effektiv als Kommunikationsmittel in einer Zeit ohne moderne Technologien nutzte. Hier sind einige konkrete Beispiele, wie Paulus in einer „analogen Welt“ mit modernem Denken handelte, um das Evangelium zu verbreiten und die christliche Gemeinschaft zu organisieren:

1. Briefe als Kommunikationsnetzwerk für Gemeinden

Strategische Nutzung von Briefen: Paulus schickte Briefe an verschiedene Gemeinden, die nicht nur persönliche Nachrichten, sondern auch theologische Anleitungen, Korrekturen und Ermutigungen enthielten. Diese Briefe wurden von den Empfängern dann weitergegeben und in anderen Gemeinden gelesen.
Beispiel: Der Kolosserbrief wurde nicht nur an die Gemeinde in Kolossä geschickt, sondern auch an Laodizea, eine benachbarte Stadt (Kol 4,16). So schuf Paulus ein Netzwerk von Gemeinden, die durch seine Lehre miteinander verbunden waren.

2. Die Schriftlichkeit als Mittel zur Lehre

Verbreitung von Lehren ohne persönliche Anwesenheit: Anstatt jede Gemeinde persönlich zu besuchen, nutzte Paulus die Briefe als Lehrmittel, um die theologische Konsistenz und die christliche Praxis über weite Entfernungen hinweg zu fördern.
Beispiel: Der Römerbrief war eine systematische Darstellung der christlichen Lehre, die als „Missionstext“in ganz Europa zirkulierte, ohne dass Paulus selbst in all diesen Städten anwesend war.

3. Die Schaffung von Gemeinschaften trotz Entfernungen

Briefe als Mittel zur „virtuellen“ Präsenz: In einer Zeit, in der Reisen langwierig und gefährlich waren, ermöglichte Paulus durch seine Briefe eine „virtuelle Präsenz“. Die Briefe dienten als geistliche und organisatorische Grundlage, um Gemeinden zusammenzuhalten, selbst wenn er physisch weit entfernt war.
Beispiel: Der 1. Korintherbrief enthält umfassende Ermahnungen zur Bewahrung der Einheit und zur Lösung von Problemen in der Gemeinde – obwohl Paulus sich nicht persönlich dort befand.

4. Paulus als Netzwerker & Organisator

Verbindungen zwischen verschiedenen Gemeinden herstellen: Paulus verstand, dass die frühen Christen nicht isoliert leben sollten. Er förderte den Austausch von Ressourcen, Wissen und Unterstützung zwischen den verschiedenen christlichen Gemeinschaften.
Beispiel: In Römer 15,24 drückt Paulus seinen Wunsch aus, auf seiner Reise nach Spanien durch Rom zu kommen und von den Gläubigen dort Unterstützung zu erhalten. Er erkannte die Notwendigkeit, die verschiedenen Gemeinden miteinander zu vernetzen und zu unterstützen.

5. Einfluss auf die christliche Theologie und Praxis

Briefe als Leitfäden für die Theologie und das Leben der Kirche: Paulus' Briefe hatten einen formenden Einfluss auf die christliche Lehre und Praxis. Da er immer wieder denselben theologischen Rahmen (Erlösung durch Glaube, Leben in Christus, Ethik der Liebe) vermittelte, trugen seine Briefe zur Einheit und zur theologischen Konsistenz in der gesamten frühen Kirche bei.
Beispiel: Der Galaterbrief verteidigt die Gerechtigkeit durch Glauben, ein zentraler theologischer Grundsatz, der in späteren Kirchenversammlungen, wie dem Council of Trent (16. Jahrhundert), noch immer von Bedeutung war.

6. Die Briefe als soziale und kirchliche „Plattformen“

Förderung von Diskussion und Auslegung: In einer Zeit, in der das lesen und interpretieren von Texten nicht weit verbreitet war, schuf Paulus durch seine Briefe die Möglichkeit zur theologischen Auseinandersetzung. Die Briefe wurden in Gemeinden öffentlich vorgelesen, was zu Gesprächen und Diskussionen über den Glauben führte.
Beispiel: Der 1. Korintherbrief befasst sich mit einer Vielzahl von praktischen und theologischen Fragen, was in der Gemeinde zu einem lebendigen Austausch und einer vertieften Auseinandersetzung mit der christlichen Lehre führte.

Fazit: Paulus war ein „digitaler Denker“ in einer analogen Welt

Moderne Kommunikationstechniken: Wie ein moderner „Netzwerker“ verstand Paulus die Bedeutung von Kommunikation über Distanzen und nutzte dazu Briefe als „virtuelles Medium“. Er schuf ein kommunikatives Netzwerk und eine theologische Plattform, die weit über seine physische Anwesenheit hinausgingen.
Revolutionäre Perspektive: Im Vergleich zu anderen religiösen Führern seiner Zeit, die oft nur lokal wirkten, erweiterte Paulus den Einfluss des Evangeliums auf eine weite geographische und kulturelle Ebene, fast wie ein „Pionier der digitalen Kommunikation“.

Warum sind die Briefe im Neuen Testament nicht Chronologisch sortiert?

Die Briefe im Neuen Testament sind nicht chronologisch sortiert, sondern nach einer bestimmten Reihenfolge, die eher auf Theologie und Länge ausgerichtet ist. Hier sind die Hauptgründe:
Theologische Struktur: Die Briefe wurden nach ihrer theologischen Ausrichtung geordnet. Zuerst kommen die Paulusbriefe, beginnend mit den kürzeren, dann den längeren. Diese Reihenfolge spiegelt den Einfluss und die Bedeutung der jeweiligen Briefe wider.
Länge der Briefe: Eine weitere Ordnung basiert auf der Länge der Briefe. Längere Briefe, wie der Römerbrief, erscheinen zuerst, während kürzere Briefe am Ende kommen (z. B. Philemon).
Liturgische und praktische Zwecke: Die frühe Kirche hatte bei der Sammlung und Anordnung der Schriften oft liturgische und praktische Überlegungen im Blick, was zu einer thematischen und nicht chronologischen Reihenfolge führte.
Entwicklung der christlichen Theologie: Einige Briefe spiegeln eine weiter entwickelte christliche Theologie wider, und so kamen spätere Briefe (wie Hebräer und die Pastoralbriefe) nach den früheren, die grundlegende Glaubensinhalte behandelten.
Kurz gesagt, die Anordnung der Briefe im Neuen Testament folgt einer praktischen und theologischen Logik, nicht einer chronologischen.

Chronologischer Reihenfolge und Autoren der Briefe

Die Briefe des Neuen Testaments wurden über mehrere Jahrzehnte hinweg verfasst. Eine chronologische Anordnung nach vermuteter Entstehungszeit und Autor könnte wie folgt aussehen:

50–60 n. Chr.: Frühe Paulusbriefe

1. Thessalonicher (ca. 50/51) – Paulus
2. Thessalonicher (ca. 51/52) – Paulus
Galater (ca. 54–55) – Paulus
1. Korinther (ca. 55) – Paulus
2. Korinther (ca. 56) – Paulus
Römer (ca. 57) – Paulus
Philipper (ca. 58–60) – Paulus
Philemon (ca. 58–60) – Paulus

60–70 n. Chr.: Spätere Paulusbriefe & Andere

Kolosser (ca. 60–62) – Paulus
Epheser (ca. 60–62) – Paulus
1. Timotheus (ca. 62–64) – Paulus
Titus (ca. 62–64) – Paulus
2. Timotheus (ca. 64–67) – Paulus
Hebräer (ca. 60–70) – Unbekannt (oft Paulus oder ein Schüler)

60–90 n. Chr.: Allgemeine Briefe (Katholische Briefe)

Jakobus (ca. 60–62) – Jakobus, der Bruder Jesu
1. Petrus (ca. 63–64) – Petrus
2. Petrus (ca. 65–68) – Petrus oder ein Schüler
Judas (ca. 65–80) – Judas, der Bruder Jesu
1. Johannes (ca. 85–90) – Johannes
2. Johannes (ca. 85–90) – Johannes
3. Johannes (ca. 85–90) – Johannes
Diese Reihenfolge basiert auf wissenschaftlichen Annahmen zur Entstehungszeit und Autorschaft. Manche Briefe, insbesondere die Pastoralbriefe (1./2. Timotheus, Titus) und 2. Petrus, werden teils später datiert oder anderen Autoren zugeschrieben.

PRINZIPIEN für die faire Interpretation und Anwendung der neutestamentlichen Briefe.

Gordon Fee und Douglas Stuart, in ihrem Buch How to Read the Bible for All Its Worth, geben klare Prinzipien für die richtige Interpretation und Anwendung der neutestamentlichen Briefe. Hier sind die wichtigsten Punkte:

1. Die Briefe sind "gelegentliche" Schriften

Die NT-Briefe wurden für spezifische Gemeinden oder Personen geschrieben, um konkrete Probleme oder Fragen zu behandeln.
Sie sind also keine systematischen Lehrbücher, sondern Antworten auf bestimmte Situationen.
Anwendung heute: Man muss die ursprüngliche Situation verstehen, bevor man den Text auf heute überträgt.
Beispiel: 1. Korinther
In 1. Korinther 11,5 geht es um Frauen, die beim Beten oder Prophezeien ihr Haupt bedecken sollen.
Falsche Interpretation: Manche denken, dies sei ein allgemeines Gebot für alle Frauen.
Richtige Interpretation laut Fee: Paulus spricht eine kulturelle Praxis in Korinth an. Der Kern des Gebots ist Anstand und Respekt in der Gemeinde, nicht ein universelles Kopftuchgebot.

2. Der historische und kulturelle Kontext ist entscheidend

Die Briefe wurden im 1. Jahrhundert in einem jüdisch-römischen Kontext geschrieben.
Man muss fragen:
Wer waren die ursprünglichen Empfänger?
Welche Probleme oder Herausforderungen hatten sie?
Wie war die soziale und kulturelle Situation?
Anwendung heute: Ein Text, der für eine antike Stadt wie Korinth geschrieben wurde, muss mit Bedacht in die moderne Zeit übertragen werden.
Beispiel: Galater
Galater 5,12: „Ich wünschte, die, die euch verwirren, würden sich gleich ganz verstümmeln!“
Fee’s Hinweis: Paulus reagiert hier auf falsche Lehrer, die zur Beschneidung zwingen wollten.
Ohne den historischen Kontext zu verstehen, könnte man diese Stelle missverstehen oder zu wörtlich nehmen.

3. Der literarische Kontext zählt

Die Briefe müssen im Gesamtzusammenhang gelesen werden, nicht nur einzelne Verse.
Man sollte Abschnitte im Zusammenhang mit dem gesamten Brief verstehen.
Beispiel: 1. Korinther 13 (Lob der Liebe) wird oft isoliert zitiert, aber es gehört eigentlich zur Diskussion über geistliche Gaben (Kapitel 12–14).
Beispiel: Philipper 4,13
Philippians 4:13 NLB
13 Denn alles ist mir möglich durch Christus, der mir die Kraft gibt, die ich brauche.
Philipper 4,13: „Ich vermag alles durch den, der mich stärkt.“
Missverständnis: Oft als Motivationsvers für Erfolg benutzt.
Fee’s Kontextanalyse: Paulus spricht über Genügsamkeit in Notzeiten, nicht über unbegrenzte Stärke für jede Situation.
Ephesians 5:22 BB
22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie ihr es dem Herrn gegenüber tut!
Die Verse davor und danach sollen auch gelesen werden.

4. Was war die ursprüngliche Bedeutung?

Frage: Was wollte der Autor ursprünglich sagen?
Man sollte nicht direkt fragen: „Was bedeutet dieser Vers für mich?“, sondern erst: „Was bedeutete er für die ersten Leser?“

5. Universelle Prinzipien vs. kulturspezifische Aussagen

Manche Gebote gelten für alle Zeiten (z. B. „Liebt einander“).
Andere sind kulturspezifisch (z. B. das Bedecken des Kopfes für Frauen in 1. Korinther 11).
Regel: Ein Gebot, das auf der Natur Gottes oder dem Evangelium basiert, ist universell. Ein Gebot, das auf der Kultur basiert, muss interpretiert werden.
Beispiel: 1.Korinther 11
Korinth Haffenstadt - kultische Prostituition - Hermes (Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten) und Aphrodite (Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde) Appolos (der Gott des Lichts, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste)
Beispiel: 1. Timotheus 2,12
1. Timotheus 2,12: „Ich erlaube einer Frau nicht, zu lehren oder über einen Mann zu herrschen.“
Dies könnte eine kontextspezifische Regel für Ephesus sein, nicht ein generelles Verbot.
Andere Stellen (z. B. Römer 16) zeigen, dass Frauen wie Priscilla und Junia lehrten.
Universelles Prinzip: Geordneter Gottesdienst.

6. Anwendung heute: Vom damaligen Kontext zum heutigen Kontext

Nachdem man die ursprüngliche Bedeutung verstanden hat, kann man fragen:
Was sind vergleichbare Situationen heute?
Wie kann das Prinzip angewendet werden?
Brief an Philemon:
Paulus bittet Philemon, seinen entlaufenen Sklaven Onesimus als Bruder aufzunehmen.
Der Brief legitimiert keine Sklaverei, sondern setzt ein Prinzip der Gleichheit und christlichen Liebe.
Heute kann man das auf Arbeitsverhältnisse oder soziale Gerechtigkeit übertragen.

7. Die Briefe im Licht des ganzen Neuen Testaments lesen

Paulus, Petrus, Jakobus, Johannes – alle ergänzen sich, aber haben unterschiedliche Schwerpunkte.
Kein einzelner Brief gibt das gesamte christliche Leben wieder.

Zusammenfassung

Verstehen, dass die Briefe gelegentlich sind
Den historischen und kulturellen Kontext beachten
Die Briefe als Ganzes lesen, nicht nur einzelne Verse
Zwischen universellen Prinzipien und kulturspezifischen Geboten unterscheiden
Erst die ursprüngliche Bedeutung verstehen, dann auf heute anwenden

Gebot zum Schweigen der Frauen im Gottesdienst

es gibt Vermutungen, dass Paulus' Gebot zum Schweigen der Frauen im Gottesdienst (1. Korinther 14,34-35) mit dem heidnischen Kult in Korinth zusammenhängen könnte, insbesondere mit den Praktiken im Apollon- und Aphrodite-Tempel. Hier sind einige Hintergründe:

1. Korinth: Eine Stadt mit starkem heidnischen Einfluss

Korinth war eine multikulturelle Handelsstadt mit vielen Tempeln und religiösen Kulten.
Besonders bekannt war der Aphrodite-Tempel, in dem Priesterinnen eine aktive, manchmal ekstatische Rolle im Kult spielten.
Der Apollon-Kult beinhaltete oft prophetische Verzückungen und laute religiöse Äußerungen.

2. Zusammenhang mit 1. Korinther 14,34-35

Paulus sagt: „Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen“ (1. Kor 14,34).
Manche Forscher vermuten, dass einige Frauen in der Gemeinde von Korinth durch ihre Vergangenheit in diesen Kulten geprägt waren.
Es ist möglich, dass lautes, ungeordnetes Reden oder ekstatische Äußerungen das Problem waren – ähnlich wie im Apollon- oder Aphrodite-Kult.

3. Zusammenhang mit 1. Korinther 11,5 – Prophetie der Frauen

Widerspruch? In 1. Kor 11,5 erlaubt Paulus Frauen, im Gottesdienst zu beten und zu prophezeien, wenn sie ihr Haupt bedecken.
Lösung: Es geht in 1. Kor 14,34 möglicherweise nicht um ein absolutes Verbot, sondern um geordnete Rede im Gottesdienst – nicht wie im heidnischen Kult.

4. Bedeutung für heute

Kultureller Hintergrund: Paulus wollte verhindern, dass die christliche Gemeinde mit chaotischen oder heidnischen Praktiken verwechselt wird.
Universelles Prinzip: Frauen (wie auch Männer) sollen im Gottesdienst respektvoll und geordnet sprechen, nicht dominant oder störend.
Viele Theologen sehen 1. Kor 14,34 nicht als generelles Redeverbot für Frauen, sondern als Korrektur eines lokalen Problems in Korinth.

Fazit

Es ist wahrscheinlich, dass Paulus auf bestimmte Missstände in Korinth reagierte, die durch den Einfluss heidnischer Kultpraktiken entstanden. Sein Ziel war es nicht, Frauen grundsätzlich zum Schweigen zu bringen, sondern den Gottesdienst geordnet und ehrerbietig zu gestalten.

Craig Keeners Sicht zum Schweigen der Frauen im Gottesdienst (1. Kor 14,34-35)

Der Bibelwissenschaftler Craig Keener, ein führender Experte für das Neue Testament und den historischen Kontext, argumentiert, dass Paulus kein generelles Schweigegebot für Frauen im Gottesdienst erlassen hat. Hier sind seine wichtigsten Punkte:

1. Der scheinbare Widerspruch zu 1. Korinther 11,5

1. Korinther 11,5 zeigt, dass Frauen in der Gemeinde beten und prophezeien durften – also öffentlich sprachen.
Keener’s Argument:
Es wäre unlogisch, wenn Paulus in Kapitel 14 plötzlich ein absolutes Redeverbot für Frauen fordert.
Vielmehr muss 1. Kor 14,34-35 ein spezifisches Problem in Korinth ansprechen.

2. Störendes Zwischenreden im Gottesdienst

Keener hält es für wahrscheinlich, dass Paulus Frauen auffordert, in einem bestimmten Kontext nicht störend zu reden.
Hintergrund:
In der antiken Welt hatten Frauen oft weniger Bildung als Männer.
Es war üblich, dass Gemeindelehrer lehrten, während andere fragten oder kommentierten.
Keener’s Hypothese: Manche Frauen könnten durch lautes Fragen oder Zwischenrufe den Gottesdienst gestört haben.
Paulus' Lösung: Sie sollten „zu Hause ihre Männer fragen“ (1. Kor 14,35), statt Unruhe in der Versammlung zu stiften.

3. Der kulturelle Hintergrund in Korinth

Keener weist darauf hin, dass in der römisch-griechischen Kultur Frauen oft nicht in öffentlichen Debatten sprechen durften.
In manchen Kulten, wie beim Apollon-Orakel, gab es jedoch ekstatische Prophetinnen, was die Gemeinde möglicherweise verwirrte.
Paulus könnte hier einer Übernahme heidnischer Praktiken entgegenwirken.

4. Die Möglichkeit einer späteren Einschiebung

Einige Bibelwissenschaftler, darunter auch Keener, weisen darauf hin, dass 1. Kor 14,34-35 in manchen frühen Handschriften an anderer Stelle steht.
Das wirft die Frage auf, ob dieser Abschnitt eine spätere Ergänzung sein könnte.
Keener selbst hält dies für möglich, aber auch ohne diesen Einwand sieht er die Stelle nicht als absolutes Schweigegebot.

5. Das Hauptprinzip: Geordneter Gottesdienst

Keener betont: Paulus spricht sich gegen Unordnung im Gottesdienst aus, nicht gegen das Reden von Frauen allgemein.
Das universelle Prinzip ist Ordnung und Respekt, nicht ein generelles Schweigegebot für Frauen in der Kirche.

Fazit: Kein allgemeines Schweigegebot

Craig Keener argumentiert, dass Paulus nicht meint, dass Frauen nie sprechen dürfen, sondern nur, dass sie in Korinth eine spezifische Störung vermeiden sollten. Sein Ziel war Ordnung im Gottesdienst, nicht die Unterdrückung von Frauen.

Phoebe

Phoebe war sehr wahrscheinlich die Überbringerin des Römerbriefes nach Rom. Hier sind die wichtigsten Gründe, warum viele Bibelwissenschaftler, darunter Craig Keener, N.T. Wright und Douglas Moo, dieser Meinung sind:

1. Römer 16,1-2: Phoebe wird als „Dienerin“ (Diakon) und Unterstützerin genannt

Paulus schreibt:
„Ich empfehle euch unsere Schwester Phoebe, die eine Dienerin der Gemeinde in Kenchreä ist. Nehmt sie auf im Herrn, wie es Heiligen ziemt, und steht ihr in allem bei, was sie von euch braucht; denn auch sie ist vielen eine Helferin gewesen, auch mir selbst.“ (Römer 16,1-2)
Phoebe war eine angesehene Christin aus Kenchreä, dem Hafen von Korinth.
Sie wird als διάκονος (diakonos) bezeichnet, was oft als „Dienerin“ übersetzt wird, aber auch das Amt eines Diakons bedeuten kann.

2. Der Bote (Überbringer) eines Briefes hatte oft eine besondere Rolle

In der Antike war es üblich, dass der Überbringer eines Briefes auch eine offizielle Botschafterrolle hatte.
Der Bote musste:
Den Brief sicher ans Ziel bringen.
Den Inhalt laut vorlesen (da viele Menschen nicht lesen konnten).
Fragen der Empfänger beantworten und den Brief erklären.
Wenn Phoebe den Römerbrief überbrachte, dann war sie nicht nur eine Botin, sondern möglicherweise auch die erste öffentliche Auslegerin dieses Briefes!

3. Warum Paulus sie empfiehlt

Es wäre ungewöhnlich, dass Paulus eine Frau so ausführlich empfiehlt, wenn sie keine wichtige Aufgabe hätte.
Paulus betont, dass die Gemeinde sie gut aufnehmen und ihr helfen soll – ein klarer Hinweis darauf, dass sie eine wichtige Mission hat.

Fazit

Ja, Phoebe war höchstwahrscheinlich die Überbringerin des Römerbriefes nach Rom. Damit spielte sie eine entscheidende Rolle in der Verbreitung der paulinischen Theologie.

Chronologie Leben des Paulus nach N. T. Wright

N. T. Wright, ein angesehener Theologe und Neutestamentler, hat eine detaillierte Chronologie des Lebens des Paulus erstellt, die sich auf historische und biblische Quellen stützt. Hier ist eine vereinfachte Version seiner Rekonstruktion:

1. Frühes Leben und Bekehrung (ca. 5–35 n. Chr.)

Ca. 5 n. Chr.: Geburt in Tarsus (Kilikien, heutige Türkei) als Saulus, jüdischer Pharisäer und römischer Bürger (Apg 22,3).
Jugend: Ausbildung in Jerusalem unter Gamaliel (Apg 22,3).
Ca. 30–33: Verfolgung der frühen Christen, Zustimmung zur Steinigung des Stephanus (Apg 7,58).
Ca. 33–35Bekehrung vor Damaskus und Berufung zum Apostel der Heiden (Apg 9, Gal 1,15-16).

2. Frühes Wirken (ca. 35–47 n. Chr.)

Ca. 35–38: Aufenthalt in Arabien und Damaskus (Gal 1,17).
Ca. 38: Erste Begegnung mit Petrus und Jakobus in Jerusalem (Gal 1,18-19).
Ca. 38–47: Missionsarbeit in Tarsus und Antiochia (Apg 11,25-26).

3. Erste Missionsreise (ca. 47–49 n. Chr.)

Gemeinsam mit Barnabas von Antiochia aus nach Zypern und Kleinasien (Apg 13–14).
Gründung erster Gemeinden in Galatien (heutige Türkei).
Ca. 49: Rückkehr nach Antiochia.

4. Apostelkonzil und Zweite Missionsreise (ca. 49–52 n. Chr.)

Ca. 49: Teilnahme am Apostelkonzil in Jerusalem – Heiden müssen nicht beschnitten werden (Apg 15, Gal 2,1-10).
Ca. 50–52: Missionsreise durch Kleinasien, Griechenland (Philippi, Thessalonich, Athen, Korinth) (Apg 16–18).
Ca. 51: Aufenthalt in Korinth, schreibt 1. und 2. Thessalonicherbrief.
Rückkehr nach Antiochia.

5. Dritte Missionsreise (ca. 53–57 n. Chr.)

Ca. 53–55: Langer Aufenthalt in Ephesus (Apg 19).
Ca. 55: Schreibt 1. Korintherbrief.
Ca. 56–57: Reise durch Mazedonien und Griechenland, schreibt 2. Korintherbrief und Römerbrief.
Ca. 57: Rückkehr nach Jerusalem mit einer Geldspende für die Gemeinde.

6. Gefangenschaft und Reise nach Rom (ca. 57–62 n. Chr.)

Ca. 57: Verhaftung in Jerusalem (Apg 21).
Ca. 57–59: Gefangenschaft in Cäsarea unter Felix und Festus (Apg 24–26).
Ca. 60–62: Gefangenschaft in Rom, schreibt Philipper, Philemon, Kolosser und Epheser.

7. Späte Jahre und Martyrium (ca. 62–67 n. Chr.)

Ca. 62–64: Wahrscheinlich Freilassung, weitere Missionsreisen (möglicherweise nach Spanien, vgl. Röm 15,24).
Ca. 64: Verfolgung durch Nero, erneute Gefangenschaft in Rom.
Ca. 65–67: Schreibt 2. Timotheus, wird vermutlich in Rom hingerichtet (traditionell durch Enthauptung).

Schlussfolgerung

Wright betont, dass Paulus ein radikaler jüdischer Theologe war, der das Evangelium in die griechisch-römische Welt brachte. Sein Leben zeigt eine tiefe Hingabe an Christus und eine enorme missionarische Energie.

Chronologie Leben des Petrus

Hier ist eine chronologische Übersicht über das Leben des Apostels Petrus, basierend auf biblischen Berichten und historischen Überlieferungen:

1. Frühes Leben und Berufung (ca. 1–30 n. Chr.)

Geboren ca. 1–5 n. Chr. in Bethsaida (Joh 1,44).
Später wohnhaft in Kapernaum, wo er als Fischer arbeitet (Mk 1,16; Mt 8,14).
Bruder von Andreas, beide sind Jünger Johannes des Täufers (Joh 1,40-42).
Ca. 30: Jesus ruft ihn in die Nachfolge (Mk 1,16-18); gibt ihm den Namen „Petrus“ (Kephas, Fels) (Joh 1,42; Mt 16,18).

2. Dienst mit Jesus (ca. 30–33 n. Chr.)

Gehört zum innersten Kreis der Jünger (mit Jakobus und Johannes).
Bekennt Jesus als den Christus (Mt 16,16).
Verleugnet Jesus dreimal während der Passion (Lk 22,61-62).
Ca. 33: Nach der Auferstehung wird er von Jesus rehabilitiert („Weide meine Schafe“, Joh 21,15-17).

3. Frühe Kirche und Apostelkonzil (ca. 33–50 n. Chr.)

Führt die Urgemeinde in Jerusalem (Apg 2–5).
Pfingsten (ca. 33/34): Predigt und 3.000 Menschen lassen sich taufen (Apg 2,14-41).
Mission in Samaria und Judäa (Apg 8,14-25).
Ca. 39: Taufe des Heiden Kornelius in Cäsarea – Beginn der Heidenmission (Apg 10).
Ca. 44: Verhaftung durch Herodes Agrippa I., wundersame Befreiung (Apg 12,1-17).
Ca. 48/49: Teilnahme am Apostelkonzil in Jerusalem, bestätigt die Heidenmission ohne Beschneidung (Apg 15, Gal 2,1-10).

4. Späterer Missionsdienst (ca. 50–64 n. Chr.)

Ca. 50–55: Reisen nach Antiochia, Kleinasien und Korinth (Gal 2,11-14; 1. Kor 1,12).
Ca. 60: Wirkt in Rom, möglicherweise als Gemeindeleiter.
Schreibt den 1. Petrusbrief, adressiert an Christen in Kleinasien (1. Petr 1,1).
Ca. 64: Während Neros Christenverfolgung in Rom verhaftet.

5. Martyrium in Rom (ca. 64–67 n. Chr.)

Nach christlicher Überlieferung stirbt Petrus als Märtyrer in Rom (ca. 64–67).
Laut Origenes und Eusebius wird er kopfüber gekreuzigt, da er sich nicht würdig fühlte, wie Jesus zu sterben.
Sein Grab befindet sich unter dem heutigen Petersdom im Vatikan.

Bedeutung

Petrus gilt als erster Bischof von Rom und damit als erster Papst. Sein Leben zeigt einen Wandel von einem einfachen Fischer zu einem mutigen Verkünder des Evangeliums.
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